Feuilleton: Die Sternstunden und Abgründe des Autofahrens

  • Ich habe mir mal erlaubt ein neues Thema zu eröffnen. Ich hoffe es trägt ein wenig zur Unterhaltung bei und entlockt einigen Usern ein paar Storys rund ums Thema. Werde natürlich mit einer kleinen Geschichte beginnen. Abteilung: Abgründe.


    Als ich als junger Kerl endlich den Lappen hatte gab es nichts Wichtigeres als mir ein Auto zu beschaffen. Vielleicht ist es nicht ganz unwichtig zu erwähnen, dass ich im deutschsprachigen Teil Osteuropas aufwuchs. Autohäuser, Händler und Automärkte gab es praktisch nicht. An den Wochenenden gab es zwar immer Mal in Großstädten eine Art Automarkt aber eben mehr geduldet als erwünscht. Da ich aber die, einen Kauf beschleunigende, Währung nicht besaß, hatte ich schlechte Karten als potenzieller Käufer brauchbaren Materials in Betracht zu kommen. Auch als Erbfolger schied ich aus. Ich musste also auf den Zufall hoffen und studierte emsig Kleinanzeigen in Tageszeitungen.:thumbup:


    Schließlich wurde ich fündig und fuhr sofort zum Verkäufer. (Vorher anrufen war nicht möglich. Wer hatte schon ein Telefon?). Hab dann an der Tür geklingelt und fragte ob das Auto noch zu haben sei. „Waren schon viele da. Iss aber noch nicht verkauft“. Ok. Super. Kann man denn mal ne Probefahrt machen? „Komm in der Stunde wieder …trinken grad Kaffee“ Alles klar … In einer Stunde.:thumbup:


    Nach einer Stunde bekam ich dann das Objekt der Begierde zum ersten Mal zu Gesicht. Ein Trabant 500; Blechdach mit Himmel! Jahrgang ….. (Das Auto war Älter als man sein musste, um im Osten den Autoführerschein zu bekommen.):)


    Der Besitzer fuhr dann mit ein paar Kilometer und ließ mich sogar ein Stückchen fahren. Ich war begeistert. Ein Auto! Zurück dann an seinem Haus fragte er dann die Frage der Fragen: „Willsten haben???“ Ja, natürlich ….Er verschwandt dann im Haus und kam mit dem Kaufvertrag wieder heraus. „Als wir unterwegs waren, waren schon wieder Zweie da, sagt meine Frau“ …. „Willsten nu haben“ Jaaaaa,- Gekauft wie gesehen…..Mein Geldbündel bekam er, und ich: Hatte ein Auto! Mein Erstes !!!:)8):)


    Stolz wie Oskar fuhr ich Nachhause, besuchte natürlich noch einige Freunde … hier ne Runde, da ne Spritztur … Happy. Dass das Getriebe nicht synchronisiert war fand ich schnell heraus. Noch bevor ich die Schaltkrücke verbogen habe. Immer Zwischenkuppeln und beim Runter schalten Zwischengas. Kein Problem, wie beim Fahrschul LKW.



    Im Laufe der Zeit fielen mir dann aber doch einige Dinge auf die mich, zumindest, stutzig machten. Fuhr ich einen Berg hinauf ging häufig die Innenraumbeleuchtung an und das Lenkrad war irgendwie gefedert. Beim Bremsen kam es mir immer ein Stück entgegen und sobald man Gas gab zog es sich wieder zurück. Auch die Lenksäulenverkleidung schien irgendwie zu kurz zu sein.:(


    Misstrauisch geworden suchte ich einen Schrauber auf. Gab wohl in jedem Dorfe einen der die Not hindern half.


    Wurde dann vorstellig und fragte ob er nicht „mal guggen“ könne. Hilfsbereit wie er war kam er mit, um sich die Sache näher zu betrachten. :thumbup:Zündete sich noch eine Zigarette an und als er das Auto sah war sein erstes Wort „Schneeschieber!“?(


    Stand ziemlich verdutzt da und wusste nicht recht was er damit meinte. „Mach mal vorne auf“ sagte er. Und was jetzt geschah habe ich mich mein Lebtag nicht vergessen.


    Er stellte sich neben das rechte Vorderrad, griff in den Motorraum in Nähe des Kotflügels, ging leicht in die Knie und hob – wie ein Bodybuilder beim Kreuzheben – den Gesamten Vorderwagen 10-15 Zentimeter in die Höhe. Während seine im Mundwinkel befindliche Zigarette den Qualm in sein linkes Auge aufsteigen ließ stieß er, mit verkniffenem Gesicht sein Urteil aus: „Durch !!!“:/


    „Der ist völlig durch (gerostet, gebrochen) !!!“:/:/„Gugge hier, so müsste er stehen“ Dann ließ er los und der Vorderwagen krachte wieder in seine Wohlfühlposition zurück wie ein morsches Möbelstück.<X


    Hat sich dann den Unterboden genau betrachtet und gesagt: „Deinen Aschenbecher kannste verkaufen. Teppich weg, Gas geben und schon öffnet sich im Bodenblech eine Spalte“. So richtig lachen konnte ich nicht. „Ne im Ernst - Du brauchst neue Holme und eine neues Geweih, eine Bodengruppe.“



    Dass eigentlich jegliches Ersatzteil schwer zu bekommen war schien es mir fast aussichtslos auf die Suche nach Teilen für den 500`er Trabbi zu gehen. Der Schrauber tröstete mich aber. „Kannst auch welche für den 601´er beschaffen“ „Das biegen wir schon hin“. „Sagst Bescheid wenn du die Teile hast, dass bruzzeln wir schon zusammen“ „Beim nächsten Autokauf kommste vorher zu mir“:saint:



    Da stand ich nun mit meinem „Schneeschieber“ und habe Wochen gebraucht die begehrten Teile zu beschaffen. Der Schrauber hielt Wort und hat alles zusammengebruzzelt. Fortan blieb das Licht bei Bergauffahrten aus und meine gefederte Lenkung war nun auch fixiert. Welch eine Erkenntnis, welch ein Abenteuer. Jugendliche Euphorie und Blauäugigkeit hatten ihren Preis.


    Danach fuhr das Auto eigentlich recht gut aber die nächsten Abenteuer ließen nicht lange auf sich warten … Logisch bei solch einem untoten „Youngtimer“


    LG


    Lupfi



    Egal wie groß, egal wie alt: Sparsam kann man alle Autos fahren! Zinsen jedoch, gibt es nur beim Vollhybrid! 8) :thumbup:

    Toyota Corolla TS Hybrid 1.8

    2 Mal editiert, zuletzt von Lupfi ()

  • Mein 1. offizielles Auto war ein Ford Escort MK1 1300 von 1969 mit rasant gedrosselten 34Ps.

    Der Wagen war ein Opfer des Bombenanschlags 1979 auf die Synagoge in Wien und wurde dabei links einigermaßen ramponiert.

    Scheinbar wurden damals aber nur die leicht austauschbaren Teile (Scheiben und Fahrertür) erneuert, der Kotflügel und die Seitenwand blieben unbehandelt.

    Ich hab den Ford 1986, 1 Jahr bevor ich damit den Führerschein gemacht hab, mit nur 50tKm zum Schrottpreis gekauft und begonnen, ihn wieder herzurichten.

    Leider war er nicht nur havariert, sondern es nagte auch die braune Pest an ihm.

    Nach etlichen Spenglerstunden wurde er dann weiß lackiert und war wieder strassentauglich.

    Die 34Ps waren natürlich nicht gerade berauschend. Wie es der Zufall wollte hat einer meiner Freunde seinen Ford Capri 1600GT leicht illuminiert in die Botanik gestellt, wodurch ich günstig an ein gefühlt 1000Ps Herz (in Wahrheit 90Ps oder so) kam und es natürlich sofort in den Escort verpflanze.

    Ich bin dann ca. ein 1/2 Jahr damit gefahren, bis ihn mir dann eine Freundin abgeschwatz hat.

    Das nächste Auto war dann schon ein voll ausgestatteter Mazda 626 2.0, eine ganz andere Welt.

    Und so haben sich bis heute unzählige Autos aneinander gereiht.

  • Also hier kann ich nicht groß mit "Geschichten, die das Leben schrieb" dienen. Meine fahrbaren Untersätze taten immer das (aber auch nicht mehr), was sie sollten.

    Angefangen mit dem Fiat Uno Diesel, den ich von meiner Mutter nutzen durfte. Erstes eigenes war dann ein gebrauchter silberner Fiat Tipo 1.4. Vier Jahre später hat es mich dann zu diesem Abenteuer "Neukauf" gezogen. Wow, ein Auto ganz nach Maß, wie aufregend. Es wurde dann ein Fiat Brava 1.4 (der mit diesen markanten Rückleuchten) und elektrischem Schiebedach. Hab mich sehr wohl gefühlt darin. Damit war aber nach 5 Jahren meine Fiat-Zeit endlich beendet, weil man dann doch gemerkt hat, dass es Fiat ist. Bestes Beispiel: Wenn es stärker geregnet hat, und man an der Ampel zügig losgefahren ist, hat es einem das gesammelte Regenwasser (was sich in der Rinne zwischen Außenhaut und Himmel sammeln und ablaufen sollte) auf den Schoß geschüttet. Wahrscheinlich hatte ich das Sondermodell "Niagara" erwischt. Auf jeden Fall schlug dann die Stunde von Toyota. Angefixt vom T23-TS und seiner unwiderstehlichen und bis heute noch ansehnlichen Lufthutze hab ich mir den Sportwagen-Traum erfüllt. Aber nur anderthalb Jahre, dann wollte ich seinen Verbrauch nicht mehr finanzieren. Somit kam der E12 ins Haus - wofür mich Freunde doof anschauten und fragten, wie um Himmels Willen ich denn jetzt zu diesem "downgrade" käme. Naja, für meinen Rücken war der auf jeden Fall besser, weil man einfach gerader saß. In der Celica lag man ja förmlich drin.


    Upps, der Thread heißt ja "Abgründe" und nicht "Fahrzeughistorie" ........ naja, Abgrund gabs bei mir nur 1x. Da hab ich mitgeholfen, einem etwas dümmlichen Bekannten eins auszuwischen, in dem wir ihm kurz vorm Hochsommer nachts einen Stinke-Käse in die Lüftungskanäle plaziert haben. Ich weiß gar nicht mehr wie, aber ein Kumpel hatte den selben alten Fiesta - der hat sich da irgendwie "reingehebelt". Das war aber auch die einzige "dark side" vom Toyota-addicted :)

    Corolla 2.0 GR Sport Hatchback - karminarot-metallic Style-Paket - Navi MM19 - Pano-Dach - AHK vertikal

  • Anfangsstunden:

    Mein allererstes Auto, wenn man es genau nimmt, war ebenfalls ein Fiat Uno 1,6... den ich bereits nach 3 Tagen wieder verkaufen musste, als der Versicherungsbrief kam inklusive Rechnung. Das war als Bafög Empfänger in Ausbildung nicht machbar. Gott sei Dank, bot sich ein Ausbildungskollege als dankbarer Abnehmer an und war mitsamt Vater sehr überrascht, was ich da tatsächlich für ein guten und preiswerten Fang gemacht hatte. Plus/Minus 0,- und fortan konnte ich das Auto kostenlos fahren, weil der Kollege lieber getrunken hat als zu fahren ;) sollte mir recht sein für Fahrpraxis bis zum ersten eigenen Auto. Und dies kam tatsächlich ca. ein halbes Jahr später, als ich neben der Ausbildung noch ein Minijob bekommen hatte. Diesmal ein Traumwagen in Rot. Kosten? Nichts. Mein Vater war Kfz Mechaniker und ein Kunde hat dieses Auto auf dem Hof stehen lassen, als er mit seinem neuen Wagen davon fuhr. Kilometerstand? 17.000km. Gänge 3&4 unbenutzt. Werksneu sozusagen. Bevor jetzt aber die frauenfeindlichen Witze aufschlagen, kläre ich gleich auf. Mein Vater arbeitete bei einer freien Werkstatt und gleichzeitig Händler von Ligier. Bevor ihr jetzt nach dieser Edelmarke googelt - es ist ein reiner Hersteller von Leichkraftwagen, die mit Mopedführerschein gefahren werden können, bis zu einem gewissen Geburtsjahr sogar Führerscheinfrei. Und wie sollte es anders sein, der Typ der sein Auto stehen lassen hatte um seinen brandneuen Ligier vom Hof zu rollen, hatte natürlich keinen Führerschein. Also was für ein Auto hatte er? Leichkraftwagen ist ein absolutes Nischenprodukt und gab es in der Form gar nicht. Aber - es gab die Möglichkeit (landläufig häufig bei Motorräder anzutreffen) der Begrenzung der Motorleistung und so wurde aus meinem heiß geliebten roten Flitzer durch Umbau, Sperre des 3&4 Ganges und einer vom TÜV verblombten Geldkassette im Motorraum ein 25 kmh Auto zu schaffen. Aus einem Seat Marbella. Besser bekannt als Fiat 1000. 4 Gang, knapp über 900ccm bei 29kw und Leergewicht von 800kg war nur der Horizont die Grenze (und jeder Anstieg von über 7%). Da stand es also - spartanischste Ausstattung aber 2/4 Gängen Werksneu. Ich hatte wirklich gute 2 Jahre mit diesem Auto und bin sogar einem Bußgeld wegen zu schnellem Fahren entkommen. Wobei natürlich "entkommen" mit dem Fahrzeug sicherlich nicht möglich gewesen wäre. Der nette Wachtmeister hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich 12km/h zu schnell unterwegs gewesen bin. Habe ihm meinen Führerschein und die Papiere herausgegeben. Bin ausgestiegen. Er hat die Dokumente gecheckt. Kam zurück und fragte warum ich zu schnell gewesen sei. Ich habe ihn verduzt angeschaut und erwidert: Mit dem Auto? Ich bitte sie - setzen sie sich rein, fahren hier vorne die Straße lang und nochmals auf die Messstelle zu und schauen sie ob dieses Auto überhaupt zu schnell sein kann. Die Beschleunigung von 0-100 gibt selbst der Hersteller mit "Mittag bis Mitternacht" an und schließlich sei ich auch nicht mit Schiebesonne unterwegs gewesen. Er hat gelacht. Gott sei Dank. Hat die Story seinem Kollegen erzählt. Auch der hat gelacht. Gott sei Dank. Dann kam er mit ernster Miene zurück. "Wollen sie sagen, dass unsre Messanlage falsch läuft?" Völlige Panik mit der Suche nach der richtigen Antwort auf diese Frage stieg in mir auf. Doch bevor ich irgendwas erwidern konnte, war das Grinsen in seinem Gesicht zurück gekehrt. Er belässt es bei einer mündlichen Verwarnung und sie bauen jetzt ab. Schließlich sei die Messanlage wohl defekt.

  • Bassinus: Lass mal Deine Return-Taste reparieren. ;)


    Kennt Ihr diese 3D-Bilder, wo man die Augen auf Fernsicht stellen muss? So sehe ich gerade. ;(

    Corolla HB 2.0 Club | Technik- u. Style-Paket | Navi | MM19-Retrofit | Audio-Umbau ESX, Focal | HUD | H&R-Spurverbreiterung VA 14mm, HA 30mm | Fußraumbeleuchtung "Ambiente" | Reifendruck-Modul | LED-Kennzeichen- und Innenleuchten

  • Mein fTh verkauft solche Plastikbomber (Mopedautos). Hab mich aber noch nicht getraut mit sowas (wasauchimmer sowas sein soll) zu fahren. Ich glaub da muß man mit dem Leben abgeschlossen haben. :/

  • Fortsetzung und Finale


    Nachdem nun mein (ganz oben beschriebener) „Schneeschieber“ den aufrechten Gang erlernt hatte fuhr ich also durch den Sommer, den Herbst und den Winter. Schließlich drehte der Winter auf und machte richtig auf Frost. Der Dolchstoß für alle laternengeparkten 6 Volt Batterien.:cursing:


    Aber mit solchen Lappalien konnte man ja umgehen. Jeden Abend Batterie ausbauen, mit in die Wohnung nehmen und gegebenen Falls „aufkochen“ lassen. Dieses Prinzip funktionierte, wenn gleich aufwändig, aber eben auch sehr zuverlässig.:thumbup:


    An einem Tag jedoch wollte er nicht anspringen. Er zog durch aber sprang nicht an. Also Rituale: Kerzen prüfen: Funke war da, Vergaser/Düsen checken= Frei. Hm…Also nochmal juckeln. Und dann wollte er … wieder aus. Und nochmal …wieder aus. Alle guten Dinge … Da gab es eine massive Fehlzündung und er lief kurz … und wieder aus. Danach war Ruhe … Keine Regung mehr.:/


    Und wieder war es der Schrauber der mir einen Rat geben musste. „Das sind die Unterbrecher“. Er hat die gewechselt und die Zündung neu eingestellt. Batterie war rammelvoll …. Nix. Jemand anderes gefragt. „Sind denn das für Unterbrecher? Plaste oder Pertinax?“ … „Plaste“. „Die taugen nüscht, ich besorge dir Pertinax“. Er dann zu Gange. Andere Unterbrecher rein und mir gleich noch die Geheimnisse des Zündungseinstellens mit der Zünduhr bei alten Motoren erläutert. „Kann man viel falsch machen …“ Hoffnung keimte. Rein, starten … nüscht. Achselzuck und weg war er.:(


    „Und wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Licht daher“8)


    Es erschien mir in Form eines KFZ-Mechanikers der bei „IFA“ angestellt war. Habe ihm die ganze Geschichte erzählt. Er winkte bloß ab. „Ich besorge dir ne komplette neue Grundplatte. Alles andere iss doch nur Gefriemel“.


    Und dann kam er mit einer kompletten Grundplatte, Neu! Und er hatte auch noch, präventiv, 2 Nagelneue 18`er Zündkerzen dabei. Goldstaub!!! Schmiss die alte Grundpatte raus, pflanzte die neue rein, steckte die neuen Kerzen in die Kerzenstecker und legte sie Kontaktfreudig auf den Zylinderkopf. „So, ich starte mal und du guckst ob da Funken sind!“ Habe nie zuvor die Pracht von Funken so bewundert. Gleißend hell und kräftig! „So, … und jetzt schrauben wir die Kerzen rein und wenn es dann nicht geht, dann heiße ich „Otto“:):thumbup:.


    Noch heute, nach fast 40 Jahren, zeichnet sich in unseren Gesichtern, bei Begegnung, ein Lächeln ab. Heute kann ich drüber lachen und „Otto“ auch. Alles hat er versucht um seine Überzeugung in einen laufenden Motor zu verwandeln. Alles was mit Zündung und Vergaser zu tun hatte, hat er demontiert und wieder zusammengesetzt. Nix. Er blieb „Otto“ …..:(



    Glücklicherweise hatte ich seinerzeit damit begonnen eine Garage zu bauen. Mal abgesehen von fehlendem Licht und Wasser, war außer Tor, Fernstern, Dach, Fußboden und Putz eigentlich alles soweit fertig. Zwischen diese Grundmauern verbrachte ich schließlich den herzkranken Patienten um, und da waren sich alle Experten einig, ein Spenderorgan zu „besorgen“ …….<X


    Völlig illusorisch inserierte ich schließlich in der Tagespresse in Hoffnung auf das fast Unmögliche. Und prompt flatterte mir eine Postkarte ins Haus. „Trabant 500 Motor zu verkaufen. Abzuholen da und da …“


    Auf irgendeinem Bauernhof auf dem Lande sollte nun die Lösung in Form eines Motors bereitliegen. Fuhr dann sofort hin. Ein bauschbäckiger Bauer, mit Sixpack im Speckmantel, begrüßte mich freundlich, schlüpfte in seine Holzlatschen und ging mit mir über den Hof. Allerdings nicht zu Garage sondern zur Scheune. „Ja, ich hatte auch einen 500´er. Unfall, Totalschaden. Karosse war nicht zu retten. Mit dem Motor wollte ich dann eine Zugmaschine bauen. War aber zu schwach für den Acker. Vier Tackter geht da besser ….“


    Er öffnete das Scheunentor, was zahllose Hühner aufschreckte. In einer Ecke unter losem Stroh war der Motor zu erkennen. Auf ihm, ein Hahn der mich einäugig anplierte. Wie ein Wachhund. Der Bauer verjagte ihn. Verdauungsrückstände der Freilandhaltung haben ihre Spuren hinterlassen. Glücklicherweise war die Öffnung des Vergasers mit einem ausgedienten Boxershort verstopft.


    „Naja, sieht bisschen besch….. aus. Aber der geht noch. 21 PS Sachsenpower“

    Hatte ich eine Wahl? Nein. Wir wurden handelseinig und am nächsten Tag verbrachte ich das „Spenderherz“ in die 4 Wände die meine Garage darstellten.


    Aus der mir bekannten Riege von Mechanikern und Hobbyschraubern hatte leider zu diesem Zeitpunkt keiner Zeit. Ich dagegen hatte keine Geduld. Viel zu groß war die Erwartungshaltung. Unmöglich, tatenlos, noch eine Woche verstreichen zu lassen. So habe ich mir die Sache genauestens zusammengereimt. Was kann bleiben, was muss raus und was wieder rein und wie.:S


    Schon beim Ausbau des alten Motors floss das erste Blut. Hier hängengeblieben, da abgerutscht, da geklemmt. Der Begriff des „blutigen Amateurs“ wurde mir spürbar.<X Heftpflaster halfen.

    Den Alten raus ging aber noch gut. Den Anderen rein war jedoch noch intensiver. „Die Verlobung“ von Getriebe und Motor forderte nicht nur Hände sondern auch Rücken. Nur mit Bordmitteln, alleine, den Motor auf die Stehbolzen vom Getriebe aufzufädeln war ein enormer Kraftakt. Die Hexe stand ganz sicher bereit zum Schuss. Aber das viele Adrenalin blendete die Folgen der Fehlhaltung vorerst aus. Schlimmer war, dass ich kein Pflaster mehr hatte und Dunkelheit einsetzte.:cursing:


    Schließlich bekam ich ihn angeflanscht. Habe nochmal geprüft ob auch alle Organe, Sehnen und Arterien wieder da waren wo sind hingehören, gab noch eine animierende Benzinspritze direkt in die Zündkerzenöffnung und … ja …


    Wie der LI im Boot einst sagte: „Jetzt kommts nochmal drauf an ….“ Viele werden wohl die Filmscene aus dem Film „Das Boot“ erinnern als die Mannschaft von U 96, am Grunde liegend, mit Bordmitteln alles notdürftig reparierte um schließlich, alles auf eine Karte setzend, wieder aufzutauchen. Ario steht am rechten Diesel, die Hand am Hebel für die Pressluft als der LI ruft „Nun komm, . Lass an ….“



    In ähnlicher Gefühlslage befand sich Lupfi seinerzeit. Nein, es war kein Krieg und auch kein U Boot. Es war nur DDR und ein untoter Trabbi. Nach all dem Aufwand, den Mühen und dem Blut was floss, saß ich nun auf durchgesessenem Fahrersitz mit dem Schlüssel am Zündschloss und hatte nur den einen Versuch ….


    Mit zitternder Hand, aber entschlossen, drehte ich am Zündschloss und … und…und… ich glaub…ich glaub er läuft … Er läuft !!!!:):thumbup::)


    Nie wieder habe ich solch eine Freude empfunden. Nie wieder danach waren die Glücksgefühle so intensiv wie in diesem Augenblick. Wie ein Blöder fuhr ich durch die Gegend. Das war ein epochales Ereignis für mich. Eine Rechnung, die nur aus Variablen bestand, ging auf.8)


    Erst später merkte ich dass der Motor, der eigentlich super lief, trotz allem, sehr müde war. Die Kompression war dermaßen gering dass von den 21 PS nicht viel übrig blieb. Den 4. Gang einzulegen war fast unmöglich. Das Ding zog keinen Hosenträger straff. Ganz zu schweigen vom Hängerbetrieb.


    Aber, so war das halt im Osten, auch für diesen müden Ex “Schneeschieber“ gab es noch Verwendung. Jemand wollt ihn mir unbedingt abkaufen. Obwohl ich ihn über alle Schwächen und Mängel aufgeklärt habe war er nicht davon abzubringen. Not macht genügsam.


    Der alte Motor muss übrigens innere Verletzungen gehabt haben. Entweder haben sich bei der massiven Fehlzündung die Pleuelstangen verbogen oder aber die Kurbelwelle selbst hat einen Knacks weggekriegt und war gebrochen oder verdreht….. So richtig klar herausbekommen hat es mein damaliger Bekanntenkreis nicht. Und ich hatte auch keine Lust es raus zu finden. Denn:


    Ich brauchte ja bald wieder ein Auto …..


    LG


    Lupfi:saint:







    Egal wie groß, egal wie alt: Sparsam kann man alle Autos fahren! Zinsen jedoch, gibt es nur beim Vollhybrid! 8) :thumbup:

    Toyota Corolla TS Hybrid 1.8

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